Hoi An
Februar 10, 2010Hoi An ist eine hübsche kleine Stadt am Meer und UNESCO-Weltkulturerbe. Auch hier liegt das an der gut erhaltenen historischen Altstadt. Zusätzlich zu dieser Altstadt im Allgemeinen haben wir als altbekannte Kulturfreaks noch ein traditionelles Haus, ein Keramikmuseum (wuhu), eine chinesische Versammlungshalle und die japanische Brücke besichtigt (die immerhin einen 2,50 Meter breiten Kanal überspannt und an der erst Japaner, dann Chinesen, dann Vietnamesen rumgebaut haben).
Außerdem haben wir uns dekadenterweise einige Klamotten schneidern lassen – auch hierfür ist Hoi An berühmt. Zuerst war es allerdings überhaupt mal nicht so einfach, sich für einen Schneider zu entscheiden – in Hoi An gibt es wohl ca. 400 Stück, im Zentrum ist jedes zweite Gebäude ein Schneider. Wir haben unseren im Stoffmarkt gefunden – dort kauft man eigentlich nur Stoffe wie Baumwolle und Seide nach laufendem Meter, es gibt da aber auch einige kleine Schneiderfamilien. Die sind ein gutes Stück günstiger, da sie kein schickes Geschäft mit Schaufenster und hoher Miete unterhalten, sondern nur einen Tisch und drei Stühle zwischen die Stoffballen stellen. Weiterer Vorteil: man kann sich für seine Klamotten aus der gesamten Auswahl des ganzen Stoffmarktes (auch von den Konkurrenzständen) bedienen. Beim ersten Besuch suchten wir Stoffe aus und bestellten für Fabian einen Anzug und drei Hemden, für Miri einen Hosenanzug, eine Jeans und drei Seidenoberteile. Dann waren wir ziemlich verblüfft, dass wir schon für den nächsten Tag zur Anprobe bestellt wurden und noch viel verblüffter, als dort alles quasi fertig war. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass insgesamt 30 Leute an dem Zeugs gearbeitet haben! Da die Hemden so schön passten, bestellten wir da gleich nochmal vier nach und gaben ansonsten Anpassungs- und Änderungswünsche durch. Bis die dann alle zu unserer vollen Zufriedenheit umgesetzt waren, mussten wir noch weitere drei Male zur Anprobe kommen. Am Schluss hätten wir den Weg vom Hotel zum Schneider auch mit verbundenen Augen gefunden 🙂
Ein besonderes Erlebnis in Hoi An war eine Motorradtour, die wir – im Gegensatz zu unseren bisherigen Rollertouren – als organisierte Tour bei einem Veranstalter gebucht hatten (die Chefin dort spricht sogar fränkisch!). Dafür hatten wir dann auch einen Guide, der uns durch verschlungene kleine Wege im Hinterland führte. Das Versprechen, während der ganzen Tour keine anderen Touristen zu treffen, wurde tatsächlich erfüllt. Wohl auch deswegen freuten sich die Vietnamesen, denen wir begegneten, ganz besonders über unser Auftauchen – insbesondere die Kinder, die uns oft laut schreiend und wild winkend entgegen rannten. Besonderes Schmankerl war, dass wir ein Motorrad vom Typ Minsk fahren durften. Diese edlen Teile werden seit den 50er Jahren in Design und Technik quasi unverändert von einer Firma in Weißrussland produziert. Unser Exemplar war zwar in 2004 gebaut worden, hatte aber nur Trommelbremsen und außer einem Rückspiegel keinerlei neumodischen Schnickschnack wie Tacho, Drehzahlmesser, Tankanzeige oder überhaupt irgendeine Anzeige. Die Drehzahl merkt man aber auch, wenn die Kiste noch lauter dröhnt und noch unmenschlicher vibriert als normal. Das zeigt zuverlässiger als jede Nadel an, wann man mal wieder den Gang wechseln sollte – was bei der frickeligen Schaltung oft erst im zweiten oder dritten Versuch klappt. Nach der Tour waren zwar unsere Hände taub und unsere Hintern weichgerüttelt, aber auf Grund der tollen Eindrücke waren wir trotzdem super zufrieden!