Java’s Mondlandschaft: Vulkan Bromo
Oktober 21, 2009Nach acht Stunden Fahrt mit dem Nachtbus (inklusive einer Stunde auf der Fähre von Bali nach Java) kamen wir nachts um zwei in der Stadt Probolinggo auf Java an. „Zufällig“ warf uns der Bus trotz Protestes nicht am zentralen Busterminal, sondern vor einem kleinen Reisebüro raus. Der dortige Verkäufer ließ uns auch prompt keine zwei Sekunden verschnaufen, bevor er uns ganz tolle und gar nicht überteuerte Pakete mit Transport zum Vulkan, Jeeptouren und Weiterfahrt schmackhaft machen wollte. Aus Mangel an Alternativen buchten wir schließlich widerwillig ein abgespecktes Paket und fuhren um vier Uhr mit einem Minibus in Richtung des Vulkans Bromo. Da dieser 2400 Meter über Meeresspiegel liegt, bekamen wir beim Aussteigen aus dem Bus auch erstmal einen Kälteschock. Die Temperaturen in Cemoro Lawang, dem Dorf am Vulkan, liegen nachts im einstelligen Bereich, tagsüber bei 15 bis 20 Grad (ok, ok, nichts im Vergleich zu Deutschland im Oktober, aber wir sind es halt nicht mehr gewohnt und haben kaum warme Klamotten dabei). Umso
interessanter ist, dass die meisten Hotels bzw. die meisten (günstigen) Zimmer keine warmen Duschen haben 🙂 Nach Besichtigung von 3 der vorhandenen 4 Hotels entschieden wir uns dafür, für die eine Nacht mal lieber ein bisschen mehr zu zahlen und ein Deluxe-Zimmer mit heißer Dusche zu nehmen. Nur zum Vergleich: Dafür zahlten wir 24 Euro (inkl.
Frühstück), während wir normalerweise bisher so bei 8 bis 15 Euro pro Nacht liegen. Immerhin konnten wir morgens um 6 schon einchecken und erstmal ein paar Stunden Schlaf nachholen.
Um elf gings dann wieder los – nach einem deftigen Frühstück wanderten wir erst zu einem Aussichtspunkt, dann querfeldein und steil bergab in die Ebene hinein, die den Vulkan im Umkreis von zwei oder drei Kilometern umgibt. Die ist so eben und waagrecht, dass das früher tatsächlich mal ein Lavasee gewesen sein muss. Und sie ist jetzt so staubig und sandig, dass man bei jedem Schritt bis zu den Schnürsenkeln einsinkt und die Schuhe danach stauben wie die Hölle (man beachte auch das aussagekräftige Fußfoto – nein, die Füße wurden vorher mindestens einmal täglich gewaschen…). Eine Stunde später erreichten wir den Vulkan, eine halbe Stunde schweißtreibenden Aufstiegs (die 248 Treppenstufen auf den Bildern sind nur der Endspurt) später auch den Kraterrand. Wie es sich für einen aktiven Vulkan gehört, stinkt auch der Bromo extrem nach Schwefel und faulen Eiern. Er spuckt aber keine Lava mehr, sondern raucht nur noch vor sich hin. Je nachdem wie der Wind steht, kann man entweder bis auf den Kraterboden sehen oder schaut nur in weiße Suppe – und man kann entweder gut atmen oder kriegt nur Schwefel in die Nase und hustet sich die Lunge aus dem Leib.
Gegen fünf Uhr nachmittags waren wir von der Wanderung und Vulkanbesteigung zurück, aber – das war ja nur die Generalprobe. Die eigentliche Königsdisziplin ist nämlich, den Bromo so zu besteigen, dass man den Sonnenaufgang dort oben erlebt. Und im Gegensatz zu den luschigen Pauschaltouristen, die sich mit dem Jeep vom Hotel zum Fuß des Vulkans bringen lassen, dann am besten mit Pferden bis an die Treppen hochreiten und dann über die paar Stufen jammern oder erst gar nicht hochsteigen, haben wir das ganze auf die ehrliche Tour gemacht. Sprich: Aufstehen um drei Uhr morgens, Aufbruch um 20 nach drei. Dann Wanderung durch die stockdunkle Wüste (mit der Leuchte des Handys als Taschenlampe) und Ankunft oben auf dem Vulkan pünktlich zur Morgenröte eine Stunde später. Für diese Tour konnten wir endlich mal unsere wenigen warmen Klamotten und die Jacken auspacken – wir hatten schon gedacht, die würden wir komplett umsonst mitschleppen. Trotzdem war es immer noch super kalt da oben. Der Sonnenaufgang hat uns aber auf jeden
Fall für die Strapazen entschädigt! Beim Abstieg sahen wir dann ein Brautpaar, das auf halber Höhe des Vulkans Hochzeitsfotos im Sonnenaufgang machen ließ (sicherlich tolle Fotos, aber die Braut im schulterfreien Kleid muss dabei schier erfroren sein). Um 8 waren wir schon wieder zurück im Hotel, warm geduscht und konnten uns auf die Weiterreise nach Yogyakarta machen. Leider haben wir uns trotz warmer Klamotten und heißer Dusche eine leichte Erkältung eingefangen, die sich aber in der Wärme jetzt sicher schnell wieder auskurieren lässt.