Arrak attacks again! Oder: Die wilde Jagd nach dem ATM in Amed…
Oktober 17, 2009Wer bei dem Titel an Horrorfilme mit mutierten Spinnen denkt, liegt leider falsch: Arrak ist hier das Nationalgetränk auf Bali, ein klarer Schnaps, der aus Palmen oder Kokosnüssen hergestellt wird. Wir hatten bei unserem Aufenthalt in Amed die Gelegenheit, den ausgetüftelten Herstellungsprozess mal näher zu betrachten: Zuerst klettert man auf eine Palme, ritzt die Blätter ein und hängt eine alte Wasserflasche oder einen Kanister auf, in den der Saft läuft. Den kippt man dann in eine große Regentonne und lässt ihn ein paar Tage vergären. Wenn in diese weißliche Pampe Blätter reinfallen, Insekten reinfliegen oder ab und zu mal ein Huhn auf den Rand der Tonne fliegt und ein paar Schlucke nimmt, stört das nicht weiter – ganz im Gegenteil: all dies scheint dem Getränk das gewisse Etwas zu geben. Anschließend wird destilliert. Wer dabei an komplizierte Apparate und feine Glaskolben denkt, liegt wiederum falsch. Hier kippt man die Maische einfach in Blechkübel, steckt oben ein Bambusrohr rein und dichtet das ganze mit Lumpen ab. Am anderen Ende des Bambusrohres steht erhöht ein anderer Kanister, dort sammelt sich dann der fertige Schnaps. Erhitzt wird das Ganze über kleinen gemauerten Holzöfen. Der fertige Arrak hat gern mal so an die 70 Prozent und brennt ganz gut (sowohl im Magen als auch an der Luft) – liegt vielleicht auch daran, dass nicht immer unbedingt der Vorlauf (Methanol) abgesondert wird.
Wer den Arrak nicht pur trinken will, bestellt einen „Arrak Attack“. Das ist eine verdünnte Version, mit Limette und Honig. Das erste Exemplar davon hatten wir in Kuta, der war eher wie ein Cocktail und ganz lecker. Den zweiten hatten wir jetzt kürzlich in Amed – der kam in einem normalgroßen Wasserglas und war 95% Schnaps, 3% Honig und 2% Limette. Der verdaut auch gern mal die ein oder andere Magenwand mit weg…
Das Highlight an unserem Aufenthalt in Amed war sicherlich das Tauchen am Wrack der US Liberty in Tulamben. Dieses Wrack liegt schon viele Jahre und ist entsprechend schon ziemlich zerfallen – man kann also nicht durch die Gänge tauchen, wie wir vorher mal gedacht hatten. Dafür sind die Teile des Wracks über und über mit Korallen bewachsen und von vielen Fischen bevölkert. Unsere Highlights waren ein 1,6 Meter langer Barracuda, ein riesiger Napoleon, ein Skorpionfisch und das Pygmäen-Seepferdchen. Wir hatten eine sehr gute Tauchschule gefunden (Amed Scuba) und die super nette Besitzerin, eine ausgewanderte Berlinerin, konnte uns auch etliche Anekdoten über das „wahre“ Leben auf Bali erzählen…
Ein weiteres Schiffswrack (das „japanische“ – wesentlich kleiner, aber auch sehr sehenswert) erkundeten wir dann „nur“ mit Schnorcheln. Hier konnten wir auch die wasserfeste Kamera endlich mal im Salzwasser ausprobieren – zumindest bis der Akku aufgab.
Neben unseren angenehmen Abenteuern unter Wasser hatten wir auch einige stressige Abenteuer über Wasser – namentlich die Suche nach Bargeld. Während wir bisher eigentlich immer gut einen Geldautomaten / ATM gefunden hatten, um uns Bargeld in Landeswährung abzuheben (ein Hoch auf die DKB!), mussten wir in Amed feststellen, dass es dort einfach keinen ATM gibt. Wir brauchten aber noch Bargeld, da wir geplant hatten, von Amed aus mit dem Boot auf die Gili Islands zu fahren – winzige Inseln, auf denen es keine motorisierten Verkehrsmittel und (natürlich) keine ATMs gibt. Von Christine, der Tauchlehrerin, wussten wir, dass der nächste ATM in Amlapura ist – schlappe 30 Kilometer entfernt. Also schnappten wir uns wieder mal einen Roller und machten uns auf die Fahrt – für die Strecke braucht man hier auf den engen, steilen und kurvigen Straßen eine Stunde (inklusive Tankstopp am Straßenrand mit Auftanken von 2 Litern Sprit, direkt aus der Glasflasche, für 70 Cent). Nach mehrmaligem Fragen in Amlapura hatten wir dann auch den ATM lokalisiert – nur leider wollte der kein Geld ausspucken. Also gingen wir zur nächsten Bank. Der ATM hier hatte zwar die Aufschrift „Geldautomat“ und war von Siemens, sprach aber trotzdem nur Indonesisch. Die Bank selbst war wegen Feiertag zu und der Sicherheitsmann erklärte uns mühsam, dass dieser ATM nur für lokale Kunden ist. Das haben wir 1. nicht geglaubt (DKB kann doch überall??) und 2. brauchten wir echt dringend Cash – also zurück zum Automaten, das indonesische Menü auf Papier abgeschrieben (Gottseidank haben die Indonesier im Gegensatz zu den Thais wenigstens normale Buchstaben), zurück zum Sicherheitsmann, gefragt, welches von den Wörtern „abheben“ bedeutet, zurück zum Automaten, usw. Nach langem Kampf mussten wir einsehen, dass der Sicherheitsmann recht hatte und dieser ATM wohl echt nur für lokale Kunden ist. Sein Ratschlag war, in die nächstgrößere Stadt Klungkung zu fahren – 3 Stunden mit dem Roller. Das erschien uns dann doch etwas heftig und wir wollten den ersten ATM – scheinbar den einzigen internationalen in der ganzen Stadt – nochmal testen. Der erste Versuch ging wieder daneben, aber beim zweiten (mit einer Mini-Summe) hatten wir das erste Erfolgserlebnis. Langsam erhöhten wir die Summe und mit siebenmaligem Abheben hatten wir dann letztendlich doch die Summe, die wir wollten. Dass wir ziemlich erleichtert waren, könnt ihr euch vorstellen… Wir waren dann übrigens doch nicht auf den Gilis – die Tickets für das Boot waren ziemlich teuer und wir hätten auf den Inseln östlich von Bali ziemlich viel hin- und herfliegen müssen (schlecht für die Umwelt und das Budget). Stattdessen ziehen wir jetzt nach Westen weiter auf Java.